Was ist NI Neurosystemische Integration®? – Die 3 Säulen für traumasensible Arbeit nach Verena König

Was ist NI Neurosystemische Integration®

geschätzte Lesezeit: 16 Minuten

Ich habe am Wochenende mein Zertifikat in NI Neurosystemische Integration® von Verena König erhalten 💃🏻✨.

Diese Methode ist ein kraftvoller Ansatz, der tiefes Wissen über die Zusammenhänge von Trauma, dessen Auswirkungen auf unser Nervensystem und die Heilung durch gezielte Integration von Unverarbeiteten vereint.

Dank dieser wertvollen Ausbildung kann ich Menschen mit Trauma jetzt noch wirksamer auf ihrem Weg begleiten – hin zu einem Leben, in dem die Vergangenheit das Heute nicht länger bestimmt. Die NI-Arbeit unterstützt dabei, tief sitzende Muster zu erkennen, innere Blockaden zu lösen und das innere Gleichgewicht wiederzufinden.

Was ist NI Neurosystemische Integration®
Mein Zertifikat in NI Neurosystemische Integration® von Verena König am Samstag 21.9.24

In diesem Artikel erhältst du einen Einblick in die drei Säulen der Neurosystemischen Integration® und erfährst, wie diese Methode hilft, alte Überlebensstrategien loszulassen und nachhaltige Heilung zu erleben.

In diesem Artikel teile ich mein Wissen, über NI – über diese Reise zu mehr Selbstregulation und emotionaler Balance – frei von chronischer Überforderung!

Was ist Neurosystemische Integration®?

Neurosystemische Integration® ist ein Ansatz, der die essenziellen Erkenntnisse aus der Neurobiologie, systemischen Therapie und Psychotraumatologie miteinander verbindet. Diese Methode basiert auf dem Verständnis, dass Trauma tief in unser Nervensystem eingreift und sich sowohl auf unser Denken, Fühlen als auch auf unsere Verhaltensmuster auswirkt.

Neurobiologie

Die Basis der Neurosystemischen Integration® bilden Erkenntnisse aus der Neurobiologie. Traumatische Erfahrungen beeinflussen die Struktur unseres Nervensystems nachhaltig und prägen unsere Wahrnehmung, unsere Beziehungen sowie viele unserer emotionalen und körperlichen Reaktionen. Glaubenssätze und Verhaltensmuster manifestieren sich in Form neuronaler Netzwerke. Diese Netzwerke zu verstehen, ermöglicht es, tiefsitzende, traumabedingte Symptome zu erkennen und zu verändern. Unser Nervensystem ist somit der Schlüssel zu Heilungsprozessen und nachhaltiger Veränderung.

Systemische Perspektive

Trauma ist nicht nur eine individuelle Erfahrung, sondern auch ein systemisches Phänomen. Es findet in einem grösseren Kontext statt, in dem Familien, soziale Strukturen und ganze Kulturen eine Rolle spielen. Kollektive Traumatisierungen, wie transgenerationale Traumata oder gesellschaftliche Probleme wie Krieg, patriarchale Strukturen, Rassismus (…) beeinflussen ebenfalls das persönliche Erleben. Durch die systemische Perspektive in der NI wird der Blick auf das grössere Ganze geschärft, um umfassende Heilungsprozesse anzustossen, ohne sich in den Details zu verlieren.

Integration

Integration ist das zentrale Ziel dieser Methode. Im Gegensatz zur Verdrängung oder Abspaltung traumatischer Erlebnisse geht es in der Neurosystemischen Integration® darum, diese Erfahrungen zu integrieren. Integration bedeutet, das Unverarbeitete in den persönlichen Erfahrungsschatz zu integrieren und Frieden mit dem zu schliessen, was bisher zu überwältigend oder zu schmerzhaft war, um es zu bewältigen. Es geht darum, zu lernen, mit allen Anteilen der eigenen Persönlichkeit in Einklang zu kommen und trotz der erfahrenen Verletzungen ein Gefühl von Ganzheit wiederzuerlangen.

Die Neurosystemische Integration® bietet einen tiefgreifenden und zugleich sanften Ansatz zur Traumabegleitung, der auf die natürlichen Heilungspotenziale unseres Nervensystems setzt und gleichzeitig die Einbettung in das soziale und kollektive Umfeld berücksichtigt.

Die Säulen der Neurosystemischen Integration®

Die Neurosystemische Integration® stützt sich auf drei zentrale Säulen, die alle wesentlichen Aspekte der traumasensiblen Arbeit abdecken: Beziehung, Traumawissen und Körper. Diese Säulen bilden die Grundlage für eine effektive und ganzheitliche Traumabegleitung.

Säule 1 – Beziehung

Die erste und wichtigste Säule ist die Beziehung zwischen der begleitenden Person und dem Klienten. Trauma zerstört oft das Vertrauen in zwischenmenschliche Verbindungen, besonders bei Bindungs- und Entwicklungstraumata. Eine sichere, wertschätzende und wohlwollende Beziehung ist deshalb die Basis jeder Heilung. In der traumasensiblen Begleitung bedeutet dies, ein vertrauensvolles und sicheres Umfeld zu schaffen, in dem der Klient sich gesehen und verstanden fühlt. Die Beziehungsebene bietet sowohl die Möglichkeit, heilsame Erfahrungen zu machen, als auch einen sicheren Raum, um Projektionen und Trigger aufzuarbeiten.

Säule 2 – Traumawissen

Das Verständnis für die komplexen Dynamiken von Trauma ist die zweite Säule. Ein tiefgehendes Wissen über Traumafolgen, neurobiologische Zusammenhänge und spezifische Symptome ist unerlässlich, um Klienten sicher und kompetent begleiten zu können. Besonders wichtig ist das Prinzip des „guten Grundes“: Es geht darum, zu erkennen, dass jedes Verhalten, egal wie unlogisch oder störend es erscheinen mag, einen Sinn ergibt und in einer traumatischen Erfahrung wurzelt. Dieses Verständnis hilft dabei, den Fokus auf die Heilung der Ursachen und nicht nur auf die Symptome zu legen.

Säule 3 – Körper

Die dritte Säule ist der Körper. Obwohl oft von „Psychotrauma“ die Rede ist, hat Trauma immer auch eine körperliche Komponente. Das Nervensystem speichert traumatische Erfahrungen, und viele Traumafolgen manifestieren sich in körperlichen Symptomen oder Dysbalancen. In der traumasensiblen Arbeit ist es daher essenziell, den Körper aktiv in den Heilungsprozess einzubeziehen. Die Klienten lernen, die Sprache ihres Nervensystems zu verstehen, und durch Co-Regulation sowie Selbstregulation wird ihnen geholfen, wieder eine gesunde Beziehung zu ihrem Körper und seinen Empfindungen aufzubauen.

Diese drei Säulen – Beziehung, Traumawissen und Körper – bilden das Herzstück der Neurosystemischen Integration® und ermöglichen eine tiefgreifende und nachhaltige Traumabegleitung, die den Menschen in seiner Ganzheit wahrnimmt und unterstützt.

Säule 1 – Beziehung

Die Beziehung zwischen der begleitenden Person und dem Klienten ist die elementarste Säule der traumasensiblen Begleitung. Das Wort Beziehung beschreibt im besten Fall Verbindung und Verbundenheit, was bei traumatischen Erfahrungen oft verloren geht.

Trauma reisst die Verbundenheit zu anderen Menschen und zur eigenen Umgebung auseinander und hinterlässt häufig ein tiefes Gefühl von Einsamkeit und Isolation. Besonders bei Bindungs- und Entwicklungstraumata, die in Beziehungen entstehen, haben Betroffene oft ein tiefes Misstrauen gegenüber anderen Menschen, auch wenn ihnen das nicht immer bewusst ist.

In der traumasensiblen Arbeit ist es entscheidend, dass die Beziehungsebene immer in größtmöglicher Klarheit und Professionalität gehalten wird. Gleichzeitig wird zur Bindung und Verbundenheit eingeladen, was den Raum für heilsame und korrigierende Erfahrungen schafft. Da in der Beziehungsebene auch viele Projektionen und Trigger aufkommen können, ist es besonders wichtig, dass die begleitende Person in der Lage ist, eine sichere und unterstützende Beziehung aufzubauen.

Sicherheit in der Beziehung

Traumatische Erfahrungen gehen oft mit einem Verlust von Sicherheit einher – sowohl in Bezug auf sich selbst als auch auf andere Menschen und die Welt insgesamt. Für Heilungsprozesse ist ein gewisses Mass an Sicherheit jedoch unabdingbar. Deshalb beginnt die traumasensible Begleitung immer mit dem Aufbau einer sicheren Beziehung. Die begleitende Person muss für den Klienten als «sicherer Mensch» wahrgenommen werden, und der Raum muss als «sicherer Ort» empfunden werden. Das bedeutet, dass die Begleitperson Qualitäten wie Verlässlichkeit, Berechenbarkeit, Freundlichkeit, Transparenz und Empathie verkörpern muss, um dem Klienten ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.

Wertschätzung und Wohlwollen

Frühkindliche Traumata verletzen oft das Selbstwertgefühl. Daher ist es von grosser Bedeutung, dass die begleitende Person den Klienten in seiner Ganzheit wertschätzt. Wohlwollen spielt hier eine zentrale Rolle, da es eine Haltung des Nicht-Bewertens und Nicht-Verurteilens einnimmt. Dies schafft Raum für Ehrlichkeit und Echtheit, wodurch Vertrauen entsteht. Diese wohlwollende und wertschätzende Haltung öffnet den Raum für Heilung, indem der Klient sich angenommen und verstanden fühlt.

Transparenz und Augenhöhe

In der traumasensiblen Begleitung ist Transparenz besonders wichtig. Menschen mit einem traumatischen Hintergrund sind oft sehr feinfühlig und nehmen kleinste Unstimmigkeiten wahr, die sie verunsichern können. Deshalb ist es entscheidend, dass die begleitende Person nichts tut, ohne den Klienten vorher zu informieren und dessen Einverständnis einzuholen. Diese Transparenz trägt dazu bei, den Kontrollverlust, der mit traumatischen Erfahrungen einhergeht, zu vermeiden und dem Klienten das Gefühl zu geben, aktiv an seinem Heilungsprozess beteiligt zu sein.

Zusätzlich sollte die Beziehung zwischen der begleitenden Person und dem Klienten immer auf Augenhöhe stattfinden. Dies bedeutet, dass die Begleitperson ihr Wissen teilt, ohne sich als überlegen zu präsentieren. Durch diese gleichberechtigte Beziehung wird das Gefühl drohender Abhängigkeit aufgelöst, und das erwachsene Ich des Klienten wird gestärkt.

Umsetzbarkeit im Alltag

Traumasensible Begleitung ist nicht nur auf den therapeutischen Raum beschränkt. Es ist wichtig, dass die in den Sitzungen erlernten Fähigkeiten und Erkenntnisse in den Alltag des Klienten übertragen werden können. Nur so kann der Heilungsprozess nachhaltig wirken. Die Begleitperson unterstützt den Klienten dabei, praktische, umsetzbare Schritte zu finden, die ihm helfen, auch ausserhalb der Sitzungen Sicherheit und Selbstbestimmung zu erleben.

Die Beziehung ist somit die zentrale Grundlage für traumasensible Arbeit, denn nur in einer sicheren, transparenten und wertschätzenden Beziehung kann tiefgreifende Heilung stattfinden.

Säule 2 – Traumawissen

Die zweite Säule der Neurosystemischen Integration® ist das Wissen über Trauma und seine Dynamiken. Dieses Wissen ist essenziell, um traumasensible Begleitung zu ermöglichen. Es umfasst sowohl neurobiologische Zusammenhänge als auch das Verständnis für zwischenmenschliche Herausforderungen, die durch Traumafolgen entstehen können. Ein fundiertes und lebendiges Wissen über die Komplexität verschiedener Traumata ermöglicht es, eine traumasensible Haltung zu entwickeln und die oft vielschichtigen Symptome und Verhaltensweisen von Klienten einzuordnen.

Das Prinzip des guten Grundes

Ein zentraler Aspekt des Traumawissens ist das „Prinzip des guten Grundes“. Dieses Prinzip besagt, dass jedes Verhalten, das Menschen zeigen, einen Sinn ergibt – besonders dann, wenn es um Überlebensstrategien geht, die aus traumatischen Erfahrungen entstanden sind. Oft erscheinen uns Verhaltensmuster oder Symptome unlogisch oder störend, doch hinter ihnen liegt ein „guter Grund“. Dieser Grund wurzelt häufig in Erlebnissen, die nicht verarbeitet werden konnten. Indem wir uns bemühen, diesen guten Grund zu verstehen, entwickeln wir eine Haltung des Verständnisses anstelle von Bewertung oder Pathologisierung.

Dieses Prinzip lässt sich auf alle Formen von Trauma anwenden – von Kindheitstraumata bis hin zu schmerzhaften Erlebnissen im Erwachsenenalter. Die Suche nach dem guten Grund erlaubt es uns, nicht am Verhalten allein zu arbeiten, sondern die tieferliegenden Ursachen zu erkunden. Diese Haltung führt nicht nur zu einem besseren Verständnis für den Klienten, sondern auch zu einer nachhaltigeren Heilung, da die Wurzel des Problems behandelt wird und nicht nur die Oberfläche.

Erkennen, Verstehen, Einordnen

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Traumawissens ist die Fähigkeit, Trauma und seine Folgen zu erkennen, zu verstehen und richtig einzuordnen. Viele Menschen wissen nicht, dass sie unter den Folgen von Trauma leiden, da die Symptome sich oft über lange Zeit entwickeln und vielfältig auftreten können. Diese Symptome können körperlicher, emotionaler oder psychischer Natur sein. Für den Klienten ist es oft eine Erleichterung, zu erfahren, dass die eigenen Reaktionen auf „guten Gründen“ basieren und mit früheren Erfahrungen zusammenhängen.

Das Verstehen dieser Dynamiken ist nicht nur für die Begleitperson wichtig, sondern auch für die Klienten selbst. Wenn sie verstehen, warum sie auf bestimmte Weise reagieren oder fühlen, können sie anfangen, ihr Verhalten und ihre Emotionen neu einzuordnen. Diese Art von Psychoedukation – also die Vermittlung von Wissen über die Zusammenhänge zwischen Trauma und Symptomen – ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Heilung. Sie hilft, die eigene innere Welt besser zu verstehen und entlastet den Klienten von Schuldgefühlen oder dem Gefühl, „falsch“ zu sein.

Ressourcenorientiert, fördernd, empowernd

Die traumasensible Arbeit ist stark ressourcenorientiert. Traumatische Erlebnisse trennen uns oft von unseren inneren Ressourcen. In Überlebensmodi, die durch Trauma ausgelöst werden, haben wir oft keinen Zugang zu unseren eigenen Stärken und Potenzialen. In der traumasensiblen Begleitung ist es daher besonders wichtig, die Ressourcen des Klienten wieder in den Vordergrund zu rücken. Dies verändert den Blickwinkel vom Überlebenskampf hin zur eigenen Kraft und zu den Potenzialen, die in jedem Menschen schlummern.

Es ist eine zentrale Aufgabe der Begleitung, den Klienten zu helfen, ihre eigenen Ressourcen zu erkennen und zu nutzen. Durch diesen ressourcenorientierten Ansatz wird der Klient ermutigt und gestärkt, was eine wichtige Voraussetzung für nachhaltige Heilung ist. Der Fokus auf Ressourcen bringt nicht nur neue Perspektiven, sondern auch Zuversicht – ein starkes Gegengewicht zu den Gefühlen der Ohnmacht und Hilflosigkeit, die oft mit Traumafolgen einhergehen.

Prinzip Zuversicht

Die traumasensible Begleitung vermittelt immer auch Zuversicht. Sie gibt den Klienten das Gefühl, dass Heilung möglich ist, auch wenn der Weg dahin nicht immer einfach ist. Jede korrigierende Erfahrung, die ein Klient während der Begleitung macht, schenkt ihm Zuversicht und Hoffnung. Die Begleiterin oder der Begleiter wirkt dabei oft als Stellvertreter für eine bessere, sichere Welt – ein lebendiges Beispiel dafür, dass Heilung und Veränderung möglich sind.

Zuversicht ist ein starkes Mittel gegen die Gefühle der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins, die in jeder traumatischen Erfahrung mitschwingen. In der traumasensiblen Arbeit wird der Blick des Klienten geweitet, sodass er erkennen kann, dass die Welt heute anders ist als damals, als das Trauma entstand. So kann der Klient Schritt für Schritt in das Hier und Jetzt zurückfinden und die Kraft der Zuversicht in seinem Heilungsprozess nutzen.

Säule 3 – Körper

Die dritte Säule der Neurosystemischen Integration® ist der Körper. Obwohl häufig von „Psychotrauma“ gesprochen wird, hat jedes Trauma auch eine körperliche Komponente. Diese körperlichen Aspekte wurden lange Zeit in der therapeutischen Arbeit vernachlässigt. Doch mittlerweile belegen zahlreiche Studien, dass traumatische Erlebnisse vor allem im Nervensystem verankert sind und viele Traumafolgen aus einer Dysbalance in diesem System entstehen.

Der Körper als Schlüssel zur Heilung

Trauma führt oft zu einer Entfremdung vom eigenen Körper. Viele Betroffene verlieren das Gefühl für ihren Körper oder haben Schwierigkeiten, sich in ihm wohlzufühlen. Der Weg zur Heilung von Trauma führt jedoch immer auch über den Körper. In der traumasensiblen Begleitung spielt der Körper deshalb eine zentrale Rolle. Ziel ist es, den Zugang zum eigenen Körper wiederherzustellen und ein positives Körpergefühl zu entwickeln.

Die Sprache des Nervensystems verstehen

Traumasensible Begleitung bedeutet, den Klienten zu helfen, die Sprache ihres Nervensystems zu verstehen. Das Nervensystem reagiert auf traumatische Erfahrungen mit Über- oder Untererregung. Diese vegetativen Zustände zu erkennen und einzuordnen, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Selbstregulation. Klienten lernen, ihre inneren Zustände wahrzunehmen und zu verstehen, ob sie sich gerade in einem Zustand der Übererregung (zum Beispiel Stress oder Angst) oder der Untererregung (wie Taubheit oder Rückzug) befinden. Durch dieses Wissen können sie besser mit ihren körperlichen Reaktionen umgehen und Wege finden, sich zu regulieren.

Co-Regulation und Selbstregulation

Ein weiteres zentrales Konzept der traumasensiblen Arbeit mit dem Körper ist die Co-Regulation. Co-Regulation beschreibt den Prozess, bei dem ein Mensch mit einem regulierten Nervensystem einem anderen Menschen mit einem dysregulierten Nervensystem dabei hilft, sich zu stabilisieren. Dies geschieht oft in zwischenmenschlichen Beziehungen, besonders zwischen Eltern und Kindern. In der traumasensiblen Begleitung fungiert die begleitende Person als Co-Regulator und unterstützt den Klienten dabei, durch die Beziehung eine Stabilisierung zu erfahren.

Ziel der Co-Regulation ist es, den Klienten zur Selbstregulation zu führen. Selbstregulation bedeutet, dass der Klient in der Lage ist, sich selbst zu stabilisieren, ohne auf externe Unterstützung angewiesen zu sein. Je mehr ein Mensch die Fähigkeit zur Selbstregulation entwickelt, desto weniger stark sind seine traumabedingten Symptome. Das Erlernen von Selbstregulation ist ein zentraler Bestandteil der traumasensiblen Begleitung und eine wesentliche Voraussetzung für langfristige Heilung.

Selbstermächtigung und Selbstbestimmung

Durch die Arbeit mit dem Körper und die Entwicklung der Fähigkeit zur Selbstregulation finden Menschen Schritt für Schritt wieder zurück zu ihrer eigenen Kraft. Selbstermächtigung bedeutet, dass sie die Kontrolle über ihr Leben und ihren Körper zurückgewinnen und in die Lage versetzt werden, eigenständig für ihr Wohlbefinden zu sorgen. Dieser Prozess ist ein wichtiger Teil der Traumaheilung, denn traumatische Erfahrungen gehen oft mit einem Gefühl der Ohnmacht und Fremdbestimmung einher. Durch die traumasensible Arbeit mit dem Körper können Menschen diese Muster durchbrechen und zu mehr Selbstbestimmung und Lebendigkeit finden.

Der Körper ist somit eine zentrale Säule in der Neurosystemischen Integration®. Durch die Einbeziehung des Körpers wird ein tieferer Heilungsprozess ermöglicht, der nicht nur auf der emotionalen, sondern auch auf der körperlichen Ebene stattfindet.

Methoden der Neurosystemischen Integration®

Die Neurosystemische Integration® vereint mehrere bewährte Methoden, die sowohl auf neurobiologischem Wissen als auch auf psychotherapeutischen und traumatherapeutischen Ansätzen basieren. Diese Methoden ermöglichen es, Menschen ganzheitlich zu begleiten und sie in ihren Heilungsprozessen auf unterschiedlichen Ebenen zu unterstützen.

Neurobiologie

Die Neurobiologie ist eine der Grundsäulen der Neurosystemischen Integration®. Sie ermöglicht ein tiefes Verständnis für das menschliche Nervensystem und die Auswirkungen von Trauma auf dieses System. Durch das Wissen über Stressreaktionen, die in der Neurobiologie verankert sind, können die Symptome von Trauma besser verstanden und gezielt angegangen werden. Dabei geht es vor allem darum, die Stressantwort des Nervensystems zu regulieren und den Klienten zu helfen, wieder in einen Zustand der Balance zu finden.

Systemische Therapie

In der systemischen Therapie wird der Mensch nie isoliert betrachtet, sondern immer als Teil eines größeren Systems – seien es Familien, Beziehungen oder soziale Strukturen. Viele Traumata haben ihren Ursprung in diesen Systemen und manifestieren sich in Verstrickungen oder Konflikten, die der Klient alleine nur schwer lösen kann. Die systemische Sichtweise hilft, diese Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen, um so eine ganzheitliche Heilung zu ermöglichen. Dabei spielt die Lösung von Verstrickungen und die Wiedererlangung von Selbstbestimmung eine zentrale Rolle.

Ego-State-Therapie (Anteile-Arbeit)

Die Ego-State-Therapie, auch als Anteile-Arbeit bekannt, ist ein zentraler Bestandteil der Neurosystemischen Integration®. Sie ermöglicht es, mit den verschiedenen inneren Anteilen eines Menschen zu arbeiten – insbesondere mit den verletzten oder traumatisierten Anteilen. Diese Methode ist kreativ und flexibel, was es ermöglicht, tiefgehende innere Arbeit zu leisten, ohne den Klienten zu überfordern. Die Anteile-Arbeit ist eine wichtige Methode, um traumasensibel zu begleiten, da sie Zugang zu inneren Prozessen bietet, die durch rein verbale Ansätze oft nicht erreicht werden können.

Hypnosystemik

Die Hypnosystemik ist eine Methode, die auf der Arbeit mit Imagination und inneren Bildern basiert. Sie ermöglicht es Klienten, auf der Ebene ihrer Vorstellungskraft heilende Prozesse zu durchlaufen. Besonders für Menschen, die unter Traumafolgen leiden, können innere Bilder sehr belastend sein. Die Hypnosystemik bietet Wege, diese Bilder zu transformieren und neue, positive Ressourcen zu schaffen. Gemeinsam mit der Anteile-Arbeit bildet sie eine wertvolle Ergänzung in der Traumaarbeit.

Psychotraumatologie

Die Psychotraumatologie umfasst das wissenschaftliche Wissen über die psychischen und körperlichen Folgen von Trauma. Sie liefert die Basis für das Verständnis von Traumasymptomen, Klassifikationen und Risikofaktoren. In der Neurosystemischen Integration® ist die Psychotraumatologie ein zentraler Bestandteil, da sie die wissenschaftlichen Fakten liefert, auf denen die traumasensible Begleitung basiert. Sie vereint sowohl neurobiologische als auch psychologische Erkenntnisse und stellt sicher, dass die Arbeit mit traumatisierten Menschen auf einer fundierten Grundlage erfolgt.

Bindungsorientierte Psychotherapie

Die bindungsorientierte Psychotherapie basiert auf den Erkenntnissen der Bindungstheorie und der Entwicklungspsychologie. Sie zeigt auf, wie wichtig die Beziehung zwischen Therapeut und Klient für den Heilungsprozess ist. In der Neurosystemischen Integration® wird diese Erkenntnis direkt in die Praxis umgesetzt. Eine sichere, vertrauensvolle Beziehung zwischen Klient und Begleiter ist der Schlüssel zu jeder traumasensiblen Arbeit. Das Wissen um Bindungsmuster und deren Auswirkungen auf das Nervensystem fließt in jede Sitzung ein.

Körperpsychotherapie

In der Körperpsychotherapie wird der Körper als integraler Bestandteil des Heilungsprozesses anerkannt. Da Trauma immer auch den Körper betrifft, insbesondere das Nervensystem, ist die körperorientierte Arbeit unverzichtbar. Die Körperpsychotherapie ermöglicht es, durch körperliche Interventionen Zugang zu traumatischen Erfahrungen zu finden, die rein kognitiv oft nicht bearbeitet werden können. Besonders bei frühen Traumata spielt der Körper eine zentrale Rolle im Heilungsprozess.

Diese Methoden der Neurosystemischen Integration® bieten eine breite Palette an Möglichkeiten, Menschen auf ihrem Weg der Traumaintegration zu begleiten. Jede Methode hat ihre spezifischen Stärken und wird individuell auf die Bedürfnisse des Klienten abgestimmt, um eine tiefgehende und nachhaltige Heilung zu ermöglichen.

Warum ist traumasensibles Arbeiten wichtig?

Traumasensibles Arbeiten ist für mich ein zentraler Aspekt meiner Begleitung, weil ich weiss, wie tiefgreifend die Auswirkungen von Trauma sein können – sowohl auf der emotionalen als auch auf der körperlichen Ebene. Trauma betrifft nicht nur das individuelle Erleben, sondern hat oft weitreichende Folgen für die Art und Weise, wie wir Beziehungen führen, uns selbst sehen und in der Welt agieren. Aus diesem Grund ist es mir besonders wichtig, Menschen achtsam, behutsam und mit dem nötigen Wissen zu begleiten.

Wissen über Trauma und seine Folgen

In meiner Arbeit lege ich großen Wert darauf, das Wissen über Trauma und seine komplexen Dynamiken zu integrieren. Viele Menschen, die zu mir kommen, haben bereits traumatische Erfahrungen gemacht, oft ohne sich dessen bewusst zu sein. Deshalb ist es für mich essenziell, Traumata zu erkennen und die daraus resultierenden Symptome zu verstehen. Ich achte darauf, die körperlichen, emotionalen und kognitiven Auswirkungen von Trauma in meiner Begleitung stets im Blick zu haben, um den Heilungsprozess bestmöglich zu unterstützen.

Sicherheit und Vertrauen

Ein grundlegender Aspekt meiner Arbeit ist es, für Sicherheit zu sorgen. Trauma führt oft zu einem Verlust von Sicherheit – im eigenen Körper, in Beziehungen und in der Welt. Mir ist es wichtig, einen sicheren Raum zu schaffen, in dem sich meine Klienten aufgehoben fühlen und sich vertrauensvoll öffnen können. Ich begleite Menschen behutsam, um Retraumatisierungen zu vermeiden, und sorge aktiv dafür, dass das Vertrauen in den Prozess und in die zwischenmenschliche Beziehung gestärkt wird.

Vermeidung von Retraumatisierung

Ein weiterer zentraler Punkt in meiner traumasensiblen Begleitung ist die Vermeidung von Retraumatisierungen. Das bedeutet, dass ich stets achtsam darauf achte, die richtigen Worte und Methoden zu wählen, um meine Klienten nicht zu überfordern oder in alte traumatische Muster zurückzuwerfen. Mir ist bewusst, dass auch gut gemeinte Interventionen retraumatisierend wirken können, wenn sie nicht achtsam und in einem sicheren Rahmen durchgeführt werden. Deshalb ist es mir besonders wichtig, kontinuierlich zu reflektieren und meinen Klienten Wahlmöglichkeiten zu bieten, damit sie selbst entscheiden können, wie tief sie in den Prozess einsteigen möchten.

Selbstregulation fördern

Ein Ziel meiner traumasensiblen Arbeit ist es, meine Klienten in ihrer Fähigkeit zur Selbstregulation zu stärken. Ich unterstütze sie dabei, mehr Kapazität für verschiedene Erlebensqualitäten zu entwickeln, sodass sie sich nicht mehr so leicht von Stress oder Überforderung überwältigen lassen. Ich arbeite mit verschiedenen Methoden, um meine Klienten wieder in Kontakt mit ihren eigenen Ressourcen zu bringen und ihnen zu helfen, ihre inneren Zustände besser zu erkennen und zu regulieren.

Wohlwollen und Wertschätzung

Wertschätzung und Wohlwollen sind Grundhaltungen, die ich in meiner Begleitung lebe. Ich begegne meinen Klienten mit einem offenen Herzen und ohne Urteil. Diese Haltung des Wohlwollens öffnet Raum für Heilung, da sich meine Klienten angenommen und verstanden fühlen, egal, welche Herausforderungen sie mitbringen. Ich lade meine Klienten auch dazu ein, diese Haltung des Wohlwollens sich selbst gegenüber zu kultivieren, um alte Kreisläufe von Selbstabwertung und Selbstverurteilung zu durchbrechen.

Die Bedeutung von Selbstbestimmung

Traumasensibles Arbeiten bedeutet für mich auch, Menschen zurück in ihre Selbstbestimmung zu führen. In traumatischen Erfahrungen verlieren Menschen oft das Gefühl der Kontrolle über ihr Leben. Meine Begleitung zielt darauf ab, diese Autonomie Schritt für Schritt wiederherzustellen. Ich unterstütze meine Klienten dabei, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, ihre eigene Kraft zu spüren und ihren eigenen Weg zu gehen – frei von Fremdbestimmung und Abhängigkeiten.

Zusammenfassend ist traumasensibles Arbeiten für mich der Schlüssel, um Menschen auf eine achtsame, sichere und unterstützende Weise zu begleiten. Es bedeutet, mit einem tiefen Verständnis für die Vielschichtigkeit von Trauma zu arbeiten und sicherzustellen, dass Heilung nicht nur auf kognitiver, sondern auch auf emotionaler und körperlicher Ebene stattfinden kann.

Abschliessende Worte und weitere Ressourcen

Zum Schluss möchte ich ein herzliches Dankeschön an Verena König aussprechen, deren fundierte und einfühlsame Ausbildung in NI Neurosystemische Integration® mir ermöglicht hat, meine Arbeit auf ein noch tieferes Level zu bringen. Wenn du mehr über ihre wertvolle Arbeit erfahren möchtest, kann ich dir wärmstens ihr neuestes Buch Trauma und Beziehung empfehlen, das einen tiefen Einblick in die Verbindung zwischen Trauma und zwischenmenschlichen Beziehungen gibt.

Falls du mehr über traumasensibles Coaching und seine Bedeutung erfahren möchtest, verweise ich Dich gerne auch auf meinen Blogartikel Was ist traumasensibles Nervensystemarbeit?. Hier erkläre ich detailliert, wie traumasensibles Coaching wirkt und was wichtig zu verstehen ist.

In meinem Coaching-Manifest kannst du nachlesen, auf welchen Werten und Prinzipien meine Begleitung basiert. Die Ausbildung in NI Neurosystemische Integration ergänzt und vertieft diese Werte ideal, sodass sie harmonisch in meine Arbeit integriert werden können.

Jeden Donnerstag um 8:30 leite ich eine kostenlose Regulationssession „In Ruhe ankommen“ für die Du Dich hier anmelden kannst. Die Sprache Deines Nervensystems zeige ich Dir in meinem regelmässig stattfindenden Workshop „Deine Nervensystem Landkarte“. In beiden vermittle ich wichtige Prinzipien und Wissen aus der NI Neurosystemischen Integration.

Wenn du interessiert bist, wie ich dich auf deinem Weg zu mehr emotionaler Freiheit und Resilienz unterstützen kann, dann lade ich dich herzlich zu einem kostenfreien Erstkontakt ein. In diesem kostenlosen Gespräch finden wir gemeinsam heraus, was dein Anliegen an die gemeinsame Arbeit ist und wie meine 1:1 Begleitung dich am besten dabei unterstützen kann.

Verena König hat ausserdem einen Podcast, den ich Dir sehr ans Herz lege, wenn Du tiefer in das Wissen rund um Trauma und wie wir heute dem begegenen können, das uns prägte, eintauchen möchtest. Es gibt einen Freitag eine neue Podcast Folge.

Ich freue mich auf dich!

Liebe Grüsse,

Gertrud

Balance im Leben und im Nervensystem | ohne emotionale Überforderung

Embodiment | Nervensystem | Verbindung zu Dir

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