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Hier 4 Anregungen für ventral-vagale Anker im Alltag, die Dir helfen, präsenter zu werden, mit Erlebnissen und Begegnungen, die uns sicher und geborgen im Alltag fühlen lassen. In diesem Blogpost findest Du Ideen für persönliche ventral-vagale Anker im Alltag, die einfach und schnell umsetzbar sind.
Wir können selber enorm viel beitragen, um unser Leben als warm und sicher zu erleben. Unabhängig davon, was wir in unserer Kindheit oder unserem bisherigen Leben erlebt haben.
Ich habe selber erlebt, dass diese kleinen, oft so simplen Handlungen in meinem Alltag, den grossen Shift bewirkten, dem ich so lange hinterher gehechelt bin: Mein Leben endlich als warmen Ort zu erleben, in dem ich nicht nur leisten und funktionieren muss, um die grosse Katastrophe im Alltag zu vermeiden.
Wenn Du zuerst einmal verstehen möchtest, was ein ventral-vagaler Zustand bedeutet, lies am besten zuerst meinen Leitfaden für Anfänger zur Polyvagaltheorie.
Ventral Vagale Anker sind bewusste Glückserfahrungen
Evolutionsgeschichtlich war unser Überleben für unser Nervensystem immer wichtiger als unser erlebtes Glück. Daher ist unser autonomes Nervensystem wesentlich stärker davon geleitet, Gefahrensignale zu erkennen, als unsere Umgebung nach Glückssignalen zu scannen.
Damit unser ventral-vagale Seins-Zustand aber in der Führungsrolle neben unserem sympathischen (mobilisierenden Ast) und dorsal-vagalen (Verdauung und Regeneration) bleibt, müssen wir unserem Körper im Auf und Ab des Alltags immer wieder bewusst Signale für Sicherheit zukommen lassen. Ansonsten kippt unser Nervensystem in den Überlebensmodus, der sich entweder wie ein Dauerkampf anfühlt bzw. in die Resignation kippt.
Wenn Du beginnst, kleine Mikrohandlungen in Deinen Alltag einzuweben, in denen Du bewusst Deine Empfindungen im Körper beobachtest und die kleinen Lichtmomente bewusst wahrnehmen und aufsaugen beginnst, erlaubst Du Deinem Nervensystem neue Nervenbahnen und Reaktionsautobahnen aufzubauen.
Wer Anker
Hol Dir ein Journal und reflektiere über die Menschen in Deinem Leben und finde jene, die Dir ein Gefühl von Sicherheit und Verbundenheit vermitteln. Vielleicht hast Du auch ein Haustier, das genau diese Funktion in Deinem Leben erfüllt.
Zunächst: finde eine Person / Tier, die jetzt in Deinem Leben präsent ist.
Danach kannst Du die Liste erweitern auf Personen / Tiere, die vielleicht nicht mehr leben, aber diese Rolle erfüllten. Ergänze Engel, spirituelle Personen, die Dich ansprechen oder Menschen, die Du noch gar nicht getroffen hast.
Spüre einfach bewusst, wie Dir diese Personen im Körper ein wohlig, warmes Gefühl von Geborgenheit gegeben.
Für mich ist es meine Oma, die zwar nicht mehr lebt, aber die genauso frei und offen ihr Leben lebte (trotz 7 Kindern, 2 Weltkriegen und dem Verlust ihrer Mutter als sie keine 2 Jahre alt war). Ausserdem besinne ich mich im Alltag sehr oft auf Erzengel Michael, wenn ich Schutz für mich oder meine Kinder suche. Ich bin kein Kirchgänger, aber die Figur des Erzengels Michael hat mich schon als Kind als Energie immer wieder begleitet.
Was Anker
Reflektiere über Aktivitäten, die Dich im Alltag in diesen verankerten Seins-Zustand (ventral-vagal) bringen? Welche kleinen Handlungen nähren Dich im Alltag und haben diese beruhigende, Energienährenden Effekt auf Dich?
Beginne, diese kleinen Mikroerlebnisse bewusst wahrzunehmen und Dir zu merken. Mach Dir gerne eine Liste, um in ihr zu lesen, wenn Du gerade den Boden unter den Füssen nicht mehr spürst. Irgendwann greifst Du auf diese Liste wie im Autopilot zu, wenn Du bewusster wahrnimmst, wie Du auf Deiner polyvagale Zustandsleiter im Laufe des Tages pendelst.
Für mich ist das Spüren meiner Füsse am Boden zu einem was Anker geworden. Ich spüre regelrecht die warme Umarmung, die mir Mutter Erde über meine Füsse jede Sekunde zukommen lässt. Dasselbe mache ich mit meinem Atem – immer wenn ich wahrnehme, dass mich eine Situation triggert, atme ich bewusst lange aus. Für mich funktioniert die Atmung 4-2-6 (also auf 4 einatmen, auf 2 halten, auf 6 ausatmen) am besten. Ausserdem habe ich einige Audios auf meinem Mobile, die mir für 10–20 Minuten Zeit zum Spüren und Erlauben geben, und mir helfen nicht einfach zu reagieren, sondern zuerst meine Balance wiederzufinden.
Wo Anker
Mach eine gedankliche Reise an all die Orte, die Dir ein Gefühl von angekommen sein und Nachhause kommen geben. Schau Dich in Deinem Zuhause um, in der näheren Umgebung, Deiner Nachbarschaft, Deinem Arbeitsumfeld, und auch an einem Energieort, an dem Du die Verbindung zum Universum, dem grossen Ganzen spürst. Notiere Dir die Orte, die Du täglich besuchst, um sie im Alltag bewusst wahrzunehmen. Gib den Orten Namen, die Dich sicher und verbunden fühlen lassen.
Mein Sofa in meinem Büro ist mein Mach-mal-Pause-Ort. Das Meer ist immer mein Regeneration-Ort, an dem ich das Leben als genau richtig wahrnehme und mich erinnere, dass ich der tiefe Ozean genauso bin wie die Wellen auf seiner Oberfläche. Schlussendlich gibt es auch einen Baum in meiner Umgebung, der mich erinnert, wie gross und breit ich mein Leben leben kann. Der See, an dem ich wohne, erinnert mich, dass Zeit relativ ist – wie viele Geschichten erlebte er seit der Eiszeit? Er schenkt mir jederzeit Weite und Schönheit, wenn ich ihn wahrnehme und einlade.
Wann Anker
Registriere, die Momente, in denen Du Dich sicher und geborgen im Leben und im Alltag fühlst. Nimm Dir immer wieder Zeit, diese Momente aus der Erinnerung hervorzuholen und bewusst in Gedanken nochmals zu erleben. Schreib Dir diese Momente auf. Reflektiere über dieses Gefühl im Körper, nimm Dir Zeit, es tief in Deinem Sein zu spüren und zu geniessen.
Den wohl verbundensten Moment in meinem Leben erlebte ich im Salzwasser treibend an einem Strand in Thailand während meiner Backpacker Zeit 1994. Ich konnte förmlich körperlich spüren, wie mein Leben genauso richtig war und ich mein Leben gestalten kann gemäss meinen Wünschen. Im Alltag registriere ich bewusst die Momente, in denen meine 4 Kinder gemeinsam lachen und Spass haben. Am Freitagabend sitzen wir als Familie zusammen zum Apero und feiern die Woche. All diese Momente registriere ich nun bewusst und erinnere mich daran, wie viel gute Erlebnisse ich tagtäglich erlebe.
Jetzt bist Du dran – nimm Dir Zeit, bewusst diese Anker für Sicherheit und Verbundenheit in Deinem Leben zu finden und wertzuschätzen. Lass Dir vom Verstand nicht einreden, dass dies nur viel Arbeit für nichts ist. Es sind die kleinen Dinge, die eine gewaltige Veränderung in Deinem Erleben vollbringen!
Hier noch ein Buchtipp für Dich: Deb Dana, Arbeiten mit der Polyvagal-Theorie: Übungen zur Förderung von Sicherheit und Verbundenheit
P.S.: Dieser Beitrag zur Nervensystem Regulation entstand als Artikel im Rahmen der Blog-Dekade 2022 veröffentlicht. Das ist eine Challenge, an der viele Bloggerinnen aus der Content Society teilnehmen. Bis zu zehn Blog-Artikel in zehn Tagen können dabei entstehen. Hört sich mutig und frei an? Find ich auch! Und deswegen bin ich dabei.