Selbstregulation bei Stress: Der Schlüssel gegen emotionale Überforderung und für innere Stabilität

Selbstregulation bei Stress - Schlüssel gegen emotionale Überforderung

geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

In Momenten, in denen du dich gestresst oder überwältigt fühlst, mag es so erscheinen, als ob du in einem Zustand der Gefahr oder des inneren Chaos gefangen wärst. Dein Herz rast, deine Gedanken drehen sich im Kreis, und die Welt um dich herum fühlt sich bedrohlich an. Dein inneres Erleben ist in den Gefahren-Modus gerutscht und Du bist bereit zum Kampf, zur Flucht oder zum Erstarren.

Aber hier ist die Sache: Was wir oft instinktiv tun, wenn wir in diesen Zustand geraten, ist nach einer sofortigen Lösung für unser Problem zu suchen. Wir denken, dass wir uns erst dann gelassener, sicherer und besser fühlen werden, wenn wir das Problem gelöst haben. Es fühlt sich an, als ob die Flucht aus dieser bedrohlichen Situation der einzige Ausweg wäre.

Was bedeutet Selbstregulation

Was wir jedoch übersehen, ist, dass der Weg zur Lösung oft darin besteht, den Weg aus dem inneren Erleben von Gefahr hin zur gefühlten Sicherheit im eigenen Körper im Hier und Jetzt zu finden. Dieser Weg wird als Selbstregulation bezeichnet, und er ist der Schlüssel zur Bewältigung von Stress und der Weg zu klaren Lösungen, die uns weniger Energie kosten.

Die Wahrheit ist, dass du die gefühlte Sicherheit tröpfchenweise in dein System bringen kannst, und das mit erstaunlich simplen Techniken. Es geht darum, deinem Nervensystem zu signalisieren, dass du sicher bist und dass es nicht notwendig ist, im «Oh nein, Gefahr im Verzug!»-Modus zu verharren.

Dieser Weg fühlt sich zunächst kontraintuitiv an und trotzdem möchte ich Dir den Weg zu mehr gefühlter Sicherheit ans Herz legen, wenn Du Dich in Deinem Leben anders, energiegeladener und zuversichtlicher fühlen möchtest. Hier ist der Grund dafür:

Der Tunnelblick des gestressten Nervensystems

Unsere physische Existenz ist auf Überleben ausgerichtet. Wir besitzen ein ausgeklügeltes System, das sicherstellt, dass wir genug Blut und Kraft in den Beinen und wenig hinderliche Gedanken haben, sollte der Säbelzahntiger vor uns stehen und wir fliehen oder kämpfen müssen, um zu überleben. In Millisekunden haben wir genug Cortisol und Adrenalin im Blut, das Herz pumpt mehr Blut in die Gliedmassen als in den Kopf – schliesslich müssen wir rennen oder kämpfen und nicht den nächsten Kopfrechenwettbewerb gewinnen.

Dieses natürliche Überwachungssystem (Neurozeption) Deines Körpers ist immer «ON» und es sammelt im Laufe unseres Lebens Informationen, was gefährlich (für das eigene Leben, aber auch im Sinne von hilflos und überfordernd) war und bestimmt, was nun gefährlich ist oder sein könnte.

Erkennt unser autonome Überwachungssystem Gefahr, findet keine Rückkoppelung statt, ob es sich um eine unmittelbare Gefahr im Jetzt handelt oder eine «erlebte bzw. gefühlte» Gefahr. Die körperlichen Abläufe bleiben identisch – egal ob wir gerade aus einem brennenden Haus laufen oder ob wir glauben, das nicht erteilte Reisevisum würde unser Leben bedrohen.

Teile unseres Frontallappens schalten in jedem Fall ab, wenn wir in den körperlichen Gefahren-Modus kippen, denn unser Blut wird woanders benötigt und zu viel analysieren gefährdet die überlebenswichtige, schnelle Reaktion. Aber auch der Botenstoff Cocktail in unserer Blutbahn verändert sich, unser Atem wird schneller, unser Blickfeld verengt sich auf die Gefahr und den möglichen Fluchtweg.

In einer gefährlichen Situation – egal ob unmittelbar oder gefühlt – verspüren wir bis zu einem gewissen Grad Überlebensenergie.

In diesem Zustand von gefühlter (Lebens-)Gefahr scheint eine andere Strategie als zu fliehen, zu kämpfen oder zu erstarren nicht zielführend. Dieser Tunnelblick auf bestimmte Lösungsstrategien versetzt uns aus Nervensystem Sicht in die Lage, notwendige Massnahmen zu ergreifen oder unsere Überleben zu sichern.

Die blockierte Kreativität für gute Lösungen

Im Gefahren-Modus fühlen wir keine Wahlmöglichkeit oder Entscheidungsfreiheit. Jene Teile des Gehirns, die es uns ermöglichen, klar und kritisch zu denken, sind nicht verfügbar oder zugänglich.

In diesem stressigen Zustand sind die Teile unseres Gehirns und Körpers, die für klares Denken, das Erkennen des gegenwärtigen Moments, das Sehen von Möglichkeiten, die Ausübung von Entscheidungsfreiheit und die Verfügbarkeit von Ressourcen verantwortlich sind, blockiert oder eingeschränkt.

Selbstregulation bei Stress - Schlüssel gegen emotionale Überforderung
Dein innerer Zustand diktiert, welche Lösungen Du überhaupt in Betracht ziehst

Hier ist das Dilemma: In Momenten, in denen der Stresspegel steigt und die Herausforderungen uns zu überfordern scheinen, ist unsere erste Reaktion oft, nach einer schnellen und sofortigen Lösung für unsere Probleme zu suchen. Wir sind überzeugt, dass wir uns erst dann entspannter, sicherer und besser fühlen werden, wenn wir diese Probleme aus dem Weg geräumt haben. Der „oh-shit-das-geht-schief“-Modus lässt uns glauben, dass Flucht oder Kampf die einzige Optionen sind.

Wir fühlen uns in diesem Zustand oft als Gefangene der Umstände, grübeln endlos über unsere Situation nach und sehen nur begrenzte Lösungsoptionen. Wir rutschen ab in schwarz – weiss denken bzw. sehen nur alles oder nichts Optionen. Es scheint, als gäbe es keine guten Antworten auf unsere Probleme.

Gefühlte Sicherheit als Schlüssel

Doch hier liegt die Crux. Die Suche nach einer «alles oder nichts»-Lösung übergeht oft den wichtigen Schritt der Selbstregulation, der uns in einen Zustand der inneren Zuversicht und Gelassenheit versetzt.

Der Schlüssel zur Bewältigung von Stress und für Lösungen, die Spass machen und wenig Kraft kosten, liegt nicht in den so notwendig erscheinenden Handlungen oder Gedanken, sondern in der Suche nach mehr gefühlter Sicherheit im Hier und Jetzt.

Gertrud Angerer

Hier mein Tipp: Statt überstürzt nach Auswegen zu suchen, übe Sicherheit im jetzt zu empfinden. Dies ist für ein dysreguliertes Nervensystem nicht immer einfach. Anstatt kopflos vor den Herausforderungen zu fliehen oder ständig zu kämpfen, kannst du lernen, auf innere Sicherheit und vorhandenen Ressourcen zuzugreifen.

Es kann sein, dass sich dieses «zuerst mal im Jetzt und im Körper ankommen» anfangs komplett falsch und nervtötend anfühlt. Du kannst Dir das wirklich wie einen zugewachsenen Weg im Dschungel Deines Nervensystems vorstellen. Gefühlte Sicherheit im Körper ist oft zuerst ein Herantasten und bei empfundener Gefahr anfangs definitiv kontraintuitiv.

Aber Du veränderst Deine Neurobiologie hin zu mehr Regulation und zu mehr Kapazität für das Auf und Ab des Lebens. Du legst sozusagen neue Trampelpfade auf Deiner Nervensystem-Landkarte – von Deiner Gefahrenzone in Dein sicheres Tal. Je öfters Du diese «Wege» bewusst gehst, desto klarer und intuitiver werden sie im Alltag.

Wenn Du es schaffst, Dein Nervensystem ein Stück aus der Gefahrenzone in das sichere Jetzt zu schieben, passiert etwas mit Deiner Physiologie und Deinem mentalen Zustand. Dein Serotonin und Dopamin Level steigt, Deine Atmung wird weicher und Deine Gedanken werden heller.

Regelmässige Ressourcenarbeit verändert etwas in Dir, Du findest in Dir einen sichere Raum, Dieser dient Dir im Alltag als solide Basis für klares Denken und kreative Lösungen, die zuvor inmitten des Chaos und der Bedrohung verborgen waren.

Selbstregulation bedeutet, im Alltag den Weg von der erlebten Gefahr zur gefühlten Sicherheit zu finden. Es ist der Schlüssel, um klar zu denken und effektive Lösungen für die Herausforderungen des Lebens zu finden. Und du kannst damit beginnen, indem du diese einfachen Techniken in deinen Alltag integrierst. Die Veränderung mag langsam sein, aber mit Geduld und Übung wirst du feststellen, wie sich dein inneres Erleben allmählich in Richtung Ruhe, Sicherheit und Gelassenheit verändert. Du hast die Kontrolle über dein Nervensystem, und du kannst den Weg zu einem entspannten und selbstbestimmten Leben einschlagen. 🌟

Liebe Grüsse,

Gertrud

Balance im Leben und im Nervensystem | ohne emotionale Überforderung

Embodiment | Nervensystem | Verbindung zu Dir

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