Meine Top 8 Erkenntnisse über das Nervensystem: Das hätte ich gerne früher verstanden

Erkenntnisse über Dein Nervensystem

geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Hier sind einige meiner eigenen Learnings über meine Neurobiologie, die Dir helfen können, Dein Nervensystem und wie es arbeitet besser und plastischer zu verstehen. 

Du findest hier Bilder für neurobiologische Funktionsweisen, die mir helfen meine Muster, Symptome und Gefühle besser zu verstehen, Sie sind eine Einladung an Dich, Dich selber wohlwollender zu sehen und Deine Muster als lebendige neuronale Netzwerke zu verstehen, die sich wandeln und transformieren können. 

Denn: Deine Neurobiologie ist voller Fähigkeit, sich neu auszurichten – unsere Gehirnplastizität ist bis ins hohe Alter fähig, neue Erfahrungen in neuen Verbindungen abzubilden. Nichts muss so bleiben, wie es sich anfühlt. 

Ein dysreguliertes Nervensystem ist wie ein bis zum Anschlag gespanntes Katapult

Stell Dir vor, in Deiner Neurobiologie gibt es “heisse” Teilchen, die alten unverarbeiteten Stress enthalten. Dieser unverarbeiteter Stress ist nicht nur jederzeit bereit sich zu entladen, sondern auch wie ein bis zum Anschlag gespanntes Seil in Dir am Wirken. 

Die kleinste Erschütterung, der kleinste Trigger reicht aus, um eine Stresskaskade im Inneren auszulösen und Dein ganzes System in den bekannte Überlebensreaktion zu katapultieren.

Ein Gesichtsausdruck, eine Stimmlage, eine Geräuschkulisse, ein bestimmtes Wort oder ein spitzer Kommentar und Dein System gerät ausser Kontrolle und ins Strudeln. 

Bekannte innere Bilder, Gedanken, Empfindungen sind mit einem Schlag hochaktiv und Du erlebst sie als zwingend, unausweichlich und vollkommen Raum einnehmend.

Hier das wichtigste: das hat rein gar nichts mit Mindset zu tun, sondern mit gespeichertem Hochstress in Deinem Nervensystem bzw. in Deiner Neurobiologie. Dieser Hochstress versetzt Deine Neurobiologie in den Gefahrenmodus, der eine (erlernte und bekannte) Überlebensreaktion in Deiner Physiologie anstösst. 

Ein dysreguliertes Nervensystem hat sehr viele unvollendete Stressreaktionen gespeichert, Dein Nervensystem ist durch diesen Stress gespannt wie ein Katapult am Anschlag und kann nicht wie ein reguliertes Nervensystem bei Stress oder Triggern differenziert und sanft abgestuft reagieren.

Ausserdem: Ein dysreguliertes Nervensystem reagiert voller Wucht, volle Kanne mit 200 %, nicht sanft und differenziert. 

Der Zustand Deines Nervensystems wirkt wie ein Vergrösserungsglas

Der in Deinem Nervensystem gespeicherte Hochstress verstärkt Deine Reaktionen und Emotionen. Es fokussiert laserscharf auf das Problem und blendet alles aus, das das Problem weicher zeichnen könnte.

Ein dysreguliertes Nervensystem macht im wahrsten Sinne des Wortes aus jeder Mücke einen Elefanten

Du bist nicht nur ein bisschen verwundert, sondern stinksauer und persönlich verletzt. Der Gesichtsausdruck des anderen ist wegen Dir wütend, nicht weil er gerade mit sich selber beschäftigt ist.

Aber auch schöne Gefühle und Erfolge machen Dir keine Feierlaune, sondern plötzlich Angst oder schlechte Laune. Ja nur nicht zu fest freuen, zu fest entspannen….ist ein bekannter Gedanke in deinem Leben.

Diese heftige Reaktion ist aus Neurobiologischer Sicht ein Versuch gespeicherten Stress auszuleben, damit er abgebaut und verarbeitet werden kann. Aber auch ein Versuch, Dich vor erlebter Gefahr zu beschützen.

Dein dysreguliertes Nervensystem ist wie eine Autobahn mit zu wenig Ausfahrten 

Dein gewohnheitsmässige innere Zustand, was Du fühlst, denkst, machst, folgt einer bekannten inneren, neurobiologischen Autobahn mit wenig Ausfahrten, wenn Du einmal auf ihr gelandet bist.

Es ist wie ein Flussbett, das gewohnheitsmässig über die Ufer getreten ist und das neue Flussbett immer mehr ausschwemmt und verstetigt. Im neuen Flussbett sind die emotionalen Strudel konstant am Wirbeln, statt in einem sanften, lebendigen Flussbett zu fliessen.

Wenn Du Dich regelmässig alleine oder unverstanden fühlst, Du rasch aufbrausend werden kannst oder regelmässig Angst empfindest – dann ist das wie eine Autobahnstrecke, die Du fast schon blind fahren kannst. Tag und Nacht fährst Du bildlich gesprochen dieselbe Autobahnstrecke ab, kennst jeden Baum und jede Raststätte.

Bist Du einmal auf diesem Autobahnabschnitt aufgefahren, gibt es viel zu wenige Ausfahrten, um auch rascher wieder runter zu können. 

Für Deinen Körper, Deiner Neurobiologie ist dieses Autobahnstück vor allem eins: sicher, da bekannt. In einem Zustand der Gefahr signalisiert, kümmert sich Dein Körper vor allem zunächst um eins: gefühlte Sicherheit. 

Erkenntnisse über Dein Nervensystem
Gemachte Erfahrungen bilden Synapsenverbindungen in Deiner Neurobiologie und beinhalten innere Bilder, Gedanken, Empfindungen und Emotionen.

Und bekannte Autobahnstrecken (verkleidet in bekannten Mustern aka Überlebensreaktionen) sind aus Sicht Deines Nervensystems vor allem bekannt und damit sicher.

Die Reaktionen und Emotionen, die Dich heute belasten, waren einmal aus Sicht Deines Nervensystems schützend und hilfreich und daher hat Deine Neurobiologie einen Hang, diese Reaktionen zu ziehen, wenn etwas an die alte Situation erinnert.

Der Zustand Deines Nervensystems ist wie eine Kugel, die den Hang hinunterrollt 

Wenn die innere Zustands-Kugel (Stressreaktion) erst einmal losrollt, gewinnt sie immer mehr an Schwung und ist immer schwieriger zum Aufhalten. 

Wenn Dein Nervensystem durch Gefahrenwahrnehmung aktiviert wird (Neurezeption), setzt Dein Körper autonom und unwillkürlich (über die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse Stresshormone wie z. Bsp. Cortisol und Adrenalin frei, was zu einer Aktivierung Deines ganzen Körpersystems führt, aber auch zu einem inneren Zustand im Gefahrenmodus. 

Du beginnst den Tag vielleicht schon mit einer Anspannung “was Du heute noch alles machen solltest”, „dass Du wieder alles alleine schaffen musst“ oder “wer Dich heute wieder nervt” oder “Shit, das habe ich vergessen abzusagen”. 

Damit ist Dein innerer Zustand bildlich gesprochen wie die Kugel, die den Hang herunterrollt und Momentum gewinnt. Ein Schneeball, der sich zur Lawine auswächst.

Dein innerer Stresscocktail springt an, der nächste sorgenvolle oder gestresste Gedanke folgt,Du hast innere Bilder, die sich deine Gedanken bildlich vorstellen, Deine Schultern ziehen sich zusammen, Dein Magen bekommt Druck, Dein Herzschlag wird unruhiger. 

Die Kunst liegt darin, es rechtzeitig zu merken, wenn die Kugel Deines inneren Zustands zu rollen anfängt und sie aufzufangen. 

Aber auch zu erkennen, wenn sie schon so schnell ist, dass Du sie zwar nicht ganz stoppen, aber Deinen Körper nutzen kannst, um gefühlte Sicherheit in das System bringen kannst, damit Du innerlich weniger heftig und lang herumgewirbel wirst.   

In meinem Nervensystem-Landkarten Workshop, den ich regelmässig anbiete, lernst Du genau das: Beobachten lernen, wenn Deine innere Stress-Kugel anfängt loszurollen und was Dir hilft ihre Fahrt zu verlangsamen oder aufzuhalten.

Dein Nervensystem setzt Dir eine Brille auf die Nase, wie Du die Welt siehst

“Story follows State” heisst der Zustand Deines Nervensystems kreiert Deine Gedanken, Bewertungen, Erwartungen und inneren Bilder über Dein Umfeld, die menschen darin und Deine Möglichkeiten. Deine Neurobiologie bestimmt eben alles – Deinen Herzschlag, Deinen Atem, aber auch wie Du Deine Erlebnisse verstoffwechselst und was Du im Alltag erwartest.

Viele von uns sind in einem Nervensystemzustand gewohnheitsmässig zu Hause. Es ist dein “Home away from Home”, wie es so schön Deb Dana formuliert.

Der innere Zustand zieht mehr vom selben in Deinen Aufmerksamkeitsfokus.

Bist Du wütend/ängstlich/traurig/verlassen/lebendig erschaffst du unbewusst Erfahrungen und Situationen, die diesen Zustand nähren. 

Dein Gehirn filtert, welche Informationen und Eindrücke in Dein Bewusstsein vordringen – von den 40 Mio Informationsstückchen pro Sekunde dringen ca. 80 in Dein Bewusstsein vor. Welche entscheidet Dein Zustand und Deine Neurobiologie. 

Dein innerer Zustand setzt Dir also eine Brille auf, die Dich nur Dinge sehen lässt, die Deinem Empfinden entsprechen. 

Nervt Dich Dein Job, hörst Du vor allem die Kommentare der Kollegen, die Dich nerven und weniger das freundliche Lachen der Kollegin im anderen Büro. Bist Du gewohnt sorgenvoll durch den Tag zu gehen, siehst und hörst du Dinge, die deine Sorgen und Ängste bestätigen oder vergrössern. Bist Du innerlich einsam, bestätigen Dir abweisende Blicke, gestresste Gegenüber oder stille Abende nur Deine Einsamkeit.

Dein Nervensystem, Dein Zustand und Deine Stimmung funktionieren wie ein Muskel

Deine Neurobiologie lässt sich zu jedem Zeitpunkt neu “verdrahten”. Deine Neuroplastizität stellt sicher, dass du Dein Nervensystem und damit deine inneren Zustände trainieren kannst wie einen Muskel. 

Deswegen wirst Du in der Nervensystemarbeit immer ermutigt zu üben – nicht nur darüber nachzudenken und alles zu analysieren und zu verstehen. Sondern wirklich zu üben, einen Reiz auszuhalten und nicht oder anders wie immer zu reagieren.

Du übst, Unangenehmes besser einfach halten zu können und innerlich immer mehr gefühlte Sicherheit selber erzeugen zu können. Du erweiterst Deine Kapazität im Nervensystem für Unangenehmes wie es so schön heisst und das ist ein bisschen wie Krafttraining im Fitness-Center.

Bei einem dysregulierten Nervensystem ist die gewohnte Stressreaktion wie ein übertrainierter Muskel und die Regulations- bzw Entspannungsreaktion ein schwacher, untertrainierter Muskel. Also bildlich gesprochen hast du zwar gut trainierte Oberschenke, aber Dein Gesässmuskel lässt sich gar nicht mehr ansteuern und Deine Bauchmuskeln sind verkümmert. Dein Rücken kompensiert und schmerzt ständig.

Das gilt nicht nur für Stress- und Entspannungsreaktionen, sondern für Deine ganze Gefühlspalette. Unsere Neurobiologie und somit Dein Körper kann durch wiederholtes Üben lernen, eine bestimmte Emotion körperlich zu spüren und damit (Sicherheit, Selbstwert, innere Verbundenheit) zu erzeugen und zu halten. Es braucht dazu neue Synapsen-Verbindungen, die passenden Neurotransmitter und Hormoncocktail in Deiner Physologie.

Willst Du Dich anders fühlen, darfst du also üben, dieses neue Gefühl zu spüren und dabei ausreichend innere Sicherheit zu spüren, um dieses Gefühl körperlich (aus)halten zu können. In der Nervensystemarbeit nennen wir das auch gerne “Kapazitätaufbau” für Unangenehmes, aber auch Schönes im Nervensystem. 

Dein Körper funktioniert wie eine Identitäts-Matrize

Viele Erinnerungsfragmente sind nonverbal. Sie werden also nicht im Hippocampus gelagert, sondern im Körper, in deinen Faszien, Muskeln und Deinem Gewebe.

Wenn Du gelernt hast, dass Du Dich nicht frisch von der Leber und spontan äusserst, wirst du im Laufe des Lebens Spannung im Hals oder im Brustbereich aufbauen. 

Wenn du gelernt hast, alles auszuhalten und mitzutragen, wirst du vielleicht viel Spannung im Schulterbereich haben.

Gebückte Körper drücken oft gespeicherte Scham und Schuld aus. Fühlst du dich in einer Situation lange unwohl, baut sich Spannung in deinen Beinen und Beckenmuskeln (deine Fluchtmuskeln) auf. 

Der Körper sendet diese Spannungssignale bzw. diese alten Informationen immer wieder nach oben an Dein Stammhirn, das die entsprechenden Gefühle dazu wach hält.

Du begreifst dieses Gefühl immer mehr als Deine Identität und nicht als einen Anteil in Dir, der dieses alte Gefühl nicht fertig verarbeitet und integriert hat. 

Dein Körper ist Dein emotionales zu Hause

Der letzte Punkt ist am wichtigsten, um zu begreifen, warum das Leben sich anfühlt, wie es sich anfühlt. 

Dein Körper und Dein Nervensystem haben ein emotionales Zuhause.

Dieses Zuhause wählt weder Dein Körper noch Dein Nervensystem nach Gemütlichkeit oder Glücksgefühlen aus, sondern nach Bekannten bzw. Gewohnheiten.

Also das, was Du oft gefühlt hast, das, was Du aus Deiner Kindheit gut kennst, wie sich Deine Eltern regelmässig gefühlt haben, das ist im Regelfall Dein emotionales Zuhause. 

Chaos, Drama, Stress, Einsamkeit, Angst oder Leere, sind zwar unangenehm, aber bekannt und daher ein zu Hause für Deinen Körper und Deine Neurobiologie. Hier in diesem neurobiologischen Cocktail ist Dein Körper gewohnt zu leben, hier hat er lange gelebt, hier kennt er sich aus, hier fühlt er sich also “sicher”. 

Daher ist es gefühlt so schwer, Dich einfach anders zu fühlen, denn Dein Körper will wieder zurück in das gewohnte Zuhause. Daher arbeiten wir in der Nervensystemarbeit immer mit dem Körper, wie er sich fühlt, damit Du ihm Schritt für Schritt ein neues Zuhause gibst, eines, das sich lebendiger und ausgeglichener anfühlt. 

Deine Gefühle und Gedanken, Dein innerer Zustand sind nicht einfach wahr. Die Sorgen, die Angst, die Schuldgefühle und Selbstzweifel sind nicht die ganze “WAHRHEIT”. Sie sind einfache eine Gewohnheit und damit sicher für Deinen Körper und Deine Neurobiologie. 

Diese Differenzierung ist ein erster, wichtiger Schritt, um neue innere Zustände zu erschaffen. Du kannst Deinem Körper lernen, dass es sicher ist, Dich anders und besser zu fühlen.


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Liebe Grüsse,

Gertrud

Balance im Leben und im Nervensystem | ohne emotionale Überforderung

Embodiment | Nervensystem | Verbindung zu Dir

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