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Gerade habe ich Frauen, die mir auf Social Media oder in meinem Newsletter folgen, gebeten Fragen über ihr Hamsterrad zu beantworten. Viele erzählten von dem Gefühl erschöpft zu sein, irgendwie ein Leben am Rande des Burnouts zu führen ohne zu wissen, wie sie es endlich schaffen, im Alltag auf ihre eigenen Energiereserven zu achten. Die Ansprüche und Erwartungen im Alltag, brachte jede einzelne regelmässig an ihre Grenzen.
Meistens schlittern wir alle in diese Erschöpfung ohne dass wir es bewusst wahrnehmen. Die wahrnehmbaren Signale liefert normalerweise der eigene Körper – er fühlt sich genervt oder energielos an und bei manchen muss er wesentlich stärkere Zeichen senden, damit ein Abgeben von Pflichten und Verantwortung überhaupt zum Thema wird.
Meinen Weg raus aus dem Hamsterrad nahm ich nicht nach meinen 2 Burnouts unter die Füsse, sondern nach meiner Krebserkrankung. Der Satz einer betroffenen Frau „aber wir Mamas haben kein Burnout“ fasst ziemlich gut zusammen, wie unser Wille alle Bälle in der Luft zu halten, ignorieren hilft, wie wir uns fühlen.
Es nicht zu schaffen, fühlt sich nach Versagen an – es nicht zu schaffen im Gleichgewicht zu bleiben, es nicht zu schaffen im Alltag alles zu erledigen und trotzdem genug Energie für uns selbst zu finden. Mich berührt dieses Thema so fest, dass ich heute einmal 5 Wege beschreibe, die helfen, die eigenen Muster zu verändern. Jeder empfindet Stress unterschiedlich, daher gibt es auch kein „one size fits all“ Rezept, wie wir das eigene Hamsterrad verändern können. Mit diesem Blogpost gebe ich Dir aber 5 Wege in die Hand, wie Du Deinen Weg zu innerer Gelassenheit und Ausgleich im Alltag finden kannst.
Nimm deine Stressfaktoren und deine Trigger wahr
Veränderung beginnt, wenn wir selber Klarheit finden, was wir verbessern können. Achtsam leben bedeutet nicht OHM singen und still auf einem Kissen sitzen (auch wenn ich das täglich praktiziere), sondern es schult unsere Beobachtungsgabe. Dinge, Menschen, Sätze und Situationen stressen uns oft unbewusst oder wir nehmen sie einfach hin, weil es halt so ist.
95% unserer Reaktionen kommen aus dem Unterbewusstsein und nur 5% liefert unser bewusster Hirnanteil. Bewusst sind jene Erinnerungen, die wir aktiv erinnern, erkennen uns daher bewusst wahrnehmen. Die meisten unserer Reaktionen sind Automatismen, die wir durch vergangene Erlebnisse, Erfahrungen und Gefühle gebaut und genährt haben.
Beginne neugierig zu beobachten und notiere Dir mental oder wirklich auf Papier Antworten zu diesen Fragen:
- Welche Situationen / Handlungen stressen mich regelmässig oder täglich?
- Was bringt mich regelmässig aus meiner Balance?
- In welchen Situationen und/oder mit welchen Menschen fühle ich mich unwohl in meiner Haut?
In meinen Coachings geht es oft darum genau diese Fragen bewusst zu beantworten und bewusst Gefühle wie „gestresst / ausgelaugt / müde“ wahrzunehmen und die Trigger dahinter zu erkennen.
Nimm dich selbst wahr, wenn du im Hamsterrad gefangen bist
Nimm Dir Zeit diese Wahrnehmungen aufzuschreiben. Bleib neugierig, wann dein Hamsterrad wieder voll zuschlägt. Wo im Körper spürst Du den Stress? Wie reagierst Du im Hamsterrad? Welche Gefühle willst du im Stress gar nicht wahrnehmen?
Beantworte Dir diese Fragen regelmässig – eventuell nimmst du Dir nach dem Mittagessen oder am Abend 5 Minuten Zeit, regelmässig Deinen Körper nach Stress zu scannen, Fragen zu stellen und kleine Notizen in einem Journal zu machen. So bekommst Du ein klareres Bild von all den Gefühlen, Gedanken und Situationen, die Dein Hamsterrad zementieren.
Am besten beantwortest du dir obige Fragen immer mal wieder, um ein möglichst genaues Bild von dir im Hamsterrad zu bekommen. Diese Liste an Triggern und Gefühlen kann Dein Kompass werden im Dschungel des täglichen Hamsterrads.
Wenn Du beginnst Deine unbewussten Gedanken und Gefühle wahrzunehmen hast du den Schlüssel für wahre Veränderung und Heilung in der Hand.
Denn nur wenn du erkennst, dass du gerade nicht ausgeglichen, sondern gestresst und aus dem Gleichgewicht bist, kannst du geeignete Gegenmassnahmen ergreifen. Seien wir ehrlich – es dauert lange bis unser Körper reagiert. Wir sind also nicht so gut unser Stresslevel selber gut einzuschätzen, solange wir auf Autopilot geschalten haben.
Behalte einen liebevollen Blick auf dich selbst und gönne dir innere Ruhe
Was ist der wichtigste Schritt raus aus dem Hamsterrad? Ich nenne es gerne, den liebevollen Blick auf unsere eigene Unvollkommenheit und unsere eigenen Bedürfnisse. Statt schlechtes Gewissen und weiteren „ich sollte“, “ ich müsste“, „Ich bin so…“ beim Wahrnehmen unserer Muster, lächeln und uns selber mental in den Arm nehmen. Das ist manchmal gar nicht so leicht.
Obwohl wir andere Menschen, die wir schätzen, meistens grosszügig wohlwollend und liebevoll anschauen, sind wir zu uns selbst normalerweise recht hart im Urteilen. Aber es lohnt sich, denn nur wenn wir uns selbst gegenüber liebevoll sind, werden wir innere Ruhe finden können. Vielleicht helfen dir folgende Fragen dabei, deinen Blick auf deine Bedürfnisse zu richten:
- Was tut mir gut?
- Könnte ich auch Frieden mit dieser Situation schliessen?
- Welche Menschen, Orte, Gewohnheiten, Gerüche helfen mir mich wohlzufühlen?
Am besten schreibst du dir auch diese Antworten auf. Wichtig ist, dass Du diese Wohlfühltrigger gerade im Stress dann abrufen kannst. Es hilft in stressigen Zeiten bewusst nichts zu machen, sich etwas Schönes zu gönnen und dir somit einen Weg raus aus dem Hamsterrad zu ermöglichen. Lies dazu gerne meinen Blogpost über Pause drücken im Alltag.
Nimm Deine Grenzen wahr und nimm Dir Zeit für Dein inneres Gleichgewicht
Wollen wir nicht oft immer höher, schneller, weiter und erfolgreich sein? Unsere Gesellschaft liebt diese Eigenschaften jedenfalls sehr. Sobald wir aber dabei vergessen auf unsere eigenen Grenzen zu achten, öffnen wir der Überlastung und anderen schwerwiegenden Konsequenzen, die Überlastung mit sich bringen kann. Klare Grenzen zu setzen fällt uns nicht immer leicht, aber mit ein bisschen Mut können wir es üben.
Werde jeden Tag ein bisschen aufmerksamer, in welchem Bereich du heute bessere, eventuell neue Grenzen setzen möchtest und fang direkt damit an! Und wenn es nicht direkt klappt, lächle! Alles an Dir ist gut, bleib liebevoll Dir selber gegenüber (siehe Punkt 3 🤌) und probiere es einfach nochmals. Stell Dir vor, wie Du neue Nervenbahnen anlegst, neue Automatismen – die brauchen Zeit und irgendwann klappt es dann mit der neuen Grenze. Für die eigenen Grenzen eingestanden zu sein, macht Dich dann definitiv glücklich und zaubert ein Lächeln auf dein Gesicht. Einfach locker bleiben und das ganze spielerisch üben. Mit jedem versuch, respektierst Du deine Grenzen und stehst für Dein inneres Gleichgewicht ein.
Raus aus dem Hamsterrad und rein in einen Alltag, der Dir gut tut
Als ich Krebs hatte, erkannte ich, dass es nicht darum geht nicht gestresst zu sein, sondern darum jeden Atemzug im Jetzt zu geniessen und mein Leben im Alltag zu zelebrieren. Wenn Du nur noch wenige Tage hast (wobei das bei mir nur eine Angst war), nimmst Du jeden, auch die unperfekten, um Freude am Leben zu haben. Beginne Dich selber in den Arm zu nehmen, lache über Deine nervösen Reaktionen, hör Dir zu, wenn Du Dich als Opfer der Umstände, allein gelassen fühlst und bleib neugierig, ob Du Dich auch unterstützt und getragen vom Leben in diesem Moment fühlen kannst. Beginne mehr Fragen zu stellen.
- Was wünsche ich mir unabhängig von all den äusseren Zwängen und Zielen?
- Was ist heute alles möglich – wie kann ich heute Spass haben?
- Wie kann ich mich heute vom Leben überraschen lassen?
Hol Dir Hilfe, wenn Dich dein Hamsterrad schon lange an deine körperlichen Grenzen bringt. Zwischen dem verstehen und Analysieren eines Problems und dem Verändern eines Musters auf der emotionalen Ebene sind ein paar Stolpersteine versteckt. Oft übersehen wir, dass hinter all unseren Stressmustern, Schutzstrategien versteckt sind.
Der erste Schritt um Muster zu wandeln ist dabei immer, zuerst einfach Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Geh in die Beobachterrolle und sei einfach neugierig, welcher Teil in Dir aktiv ist, wenn das Stresskarroussell schnell dreht. Wie fühlt es sich an, wenn Du weniger produktiv bist? Welcher Anteil meldet sich dann?
Deine Muster haben immer einen guten Grund, sie sind einfach in ihrer Wirkung manchmal destruktiv oder einfach nicht mehr passend. Im körperorientierten Coaching bekommen diese Anteile Raum ohne überflutend zu wirken. Lerne persönliche Strategien kennen, finde neue Techniken, die Dir helfen Wünsche, Gefühle und Werte wahrzunehmen und Startegien zu entwickeln, die Dir mehr Balance und mehr Energie im Alltag schenken. Falls Du tiefsitzende Muster in neue Muster wandeln möchtest, sprich mich an – meinen Kalender findest Du hier: Orientierungsgespräch
Neben dem Bewusstsein für unsere Empfindungen im Jetzt braucht es vor allem einen geschärften Blick für Ressourcen, Quellen im innen oder aussen die uns Sicherheit im Jetzt vermitteln. Hier findest Du mehr Wissen, warum Ressourcen so heilsam sind und wie Du sie in Deinen Alltag integrieren kannst.
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